Kurztipps Januar 2007
KUNST
Der wilde Schlag meines Herzens - ziemlich geniales französisches Remake von "Fingers": Romain Duris als halbkrimineller Immobilienmakler entdeckt seine Liebe zum Klavier wieder. Jacques Audiard machte daraus einen Film über das Phänomen, wie man durch Bach zum guten Menschen wird. Die stilistische Härte der Inszenierung und die aggressive Nervosität Romain Duris' verhindern dabei jedes Kitschaufkommen. Auf der DVD gibt es, neben kleineren Gimmicks, ein ausführliches Interview mit dem Regisseur.
LACHEN
Mord im Pfarrhaus - Rowan Atkinson kriegt als englischer Dorfpfarrer gar nicht mit, wie seine Familie zerbricht, die Frau (Kristin Scott Thomas) sich einen Liebhaber nimmt (Patrick Swayze) und die Tochter gleich ein Dutzend. Bis Maggie Smith kommt und als mörderische Haushälterin alles ins Lot bringt. Langsam, britisch,. komisch, gut.
SCHRECKEN
Uncertain Guest - spanischer Horror über den Mann, der sein Haus mit seiner Seele verwechselt. Oder so. Seit ihn seine Frau verließ, knarzt und knackt es jedenfalls ganz schröcklich auf den 500 Quadratmetern Wohnfläche. Eher als Konzept interessant als wirklich erschreckend. Auch das Making of als einziges Extra kann nicht wirklich erklären, warum dieser Film gedreht werden musste.
LIEBE
The Man who copied - "Es geht nicht um die schönen Dinge, die man mit Geld kaufen kann, sondern darum, dass du anders behandelt wirst, wenn du schöne Dinge kaufen kannst" sagt André, der schüchterne Comiczeichner und Bediener eines Fotokopierers in Brasilien. André ist verliebt in Silvia und braucht deshalb Geld. Wie er daran kommt, warum Silvia seine Rettung ist und wie man Komödie und Tragödie wunderbar leichtfüßig zusammenbringen kann, ist in diesem B-Film von Jorge Furtado zu besichtigen, ein Werk, das erst scheinbar zufällig dahinplätschert und dann ungeheuer raffiniert und weise eine ganz andere Richtung einschlägt - ein "feel good"-movie mit poetisch-melancholischen Untertönen. Und zwei Liebespaaren, wie man sie selten sieht.
SERIEN
Star Trek: Klingonen Fan Collective - auf 4 Scheiben durften laut Verleih "Fans" ihre Lieblingsfolgen zusammenstellen, in denen es um die Jungs und Mädels mit dem Schildkrötenpanzer vorm Kopp geht. Dabei - natürlich! - die legendären "Tribbels" inklusive dem Revisiting durch DS9, Das Schwert der Kriegers als eine der besten DS9-Zweiteiler, der Pilot der alten Enterprise: konventionelles Zeugs halt das herauskommt, wenn man "Fans" fragt. Das ergänzende Material - einige Textkommentare der unvermeidlichen Okudas, ein Audiokommentar von Rick Berman und Brannon Braga - stammt aus den Originalveröffentlichungen. (4 DVD)
Venus & Apoll - die erste für ARTE entwickelte TV-Serie, und so sieht sie auch aus: trés französisch, trés feminine - und trés langweilig. Erdacht von Tonie Marshall (die einfach die Idee ihres Erfolgsfilmes Schöne Venus von ´99 ausbaute), sehen wir eine Mischung aus Marienhof und Sex and the City: Vier Damen arbeiten in einem Schönheitssalon ihre Probleme ab, und die haben nur mit Männer und Liebe zu tun. Wenn die Drehbücher nicht so bieder und der Drehort nicht so langweilig wären, würd's sogar Spaß machen (vor allem im Original, die Synchronisation ist schauderhaft). So aber sind die 25minütigen Folgen bestenfalls amüsant und nichts, was man sich freiwillig 2mal ansehen würde. Die DVD-Box der ersten Staffel enthält nur Textmenüs, in denen das gleiche steht wie in dem nett gemachten Booklet. (5 DVD im Schuber)
Oliver Kalkofes Mattscheibe: Premiere Classics 2 - dem bewährten Prinzip, sich selbst per Bluescreen in den Mitschnitt einzublenden, bleibt Kalkofe treu. Allerdings werden seine Verkleidungen, etwa als Quotenschwuchtel Ralph Morgenstern, immer besser und seine grellen Sakkos immer seltener. Auf vier DVDs sind die 33 Sendungen der zweiten Staffel von September 95 bis Juni 96 zu sehen. Aufschlussreich sind die Akzentverschiebungen bei den Privatsendern. Wo sich damals Kandidaten bei der Hypno-Show quälten, stehen heute das Dschungel-Camp oder Die Burg bereit. Damals wie heute zuverlässige Trash-Lieferanten sind die schlecht synchronisierten Verkaufs-Shows aus den USA. Leider zehren längst auch Unsympathen wie Stefan Raab und Oliver Pocher von ihnen. Die beiden sind auch ein Beweis dafür, dass es eben nicht ausreicht, einfach nur peinliche TV-Szenen zu zeigen. Man muss sie wie Kalkofe auch deuten und polemisch auseinander nehmen können. Eine Dreistigkeit in eigener Sache hat sich der TV-Terminator allerdings beim Bonusmaterial geleistet. Es besteht aus zwei thematisch geordneten Best-ofs der hier versammelten Folgen. So bekommt man vier DVDs auch voll. (4 DVD)
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