Kurztipps Januar 2006

HORROR

Chucky's Baby ist ein Weichei, ein androgyner Plastik-Pinochio, der zufällig seine Eltern als animatronische Mörder-Puppen in einem Hollywood-Film wiederfindet. Don Mancini, Autor der bisher vierteiligen Chucky-Reihe, griff für sein Regie-Debüt tief in den Parodie-Topf. Jennifer Tilly (die Stimme von Chucky's Braut) darf sich auf der Besetzungscouch lümmeln, John Waters (der Vater des schlechten Geschmacks) muss in Säure baden, und Chucky's Baby soll mal als Glen, mal als Glenda (remember Ed Wood) Herz in den Schmerz-Scherz bringen. Dabei ging allerdings jede Drehbuchlogik flöten.

TV-SERIEN

PSI-Factor - die erste Staffel des Mystery-Enkels von Akte X und X-Factor: Dan Aykroyd tut so, als moderiere er echte Fälle eines Teams für obskure Untersuchungen. Stühle rücken, parallele Welten kreuzen, transplantierte Organe erinnern sich, Monster tauen aus dem Eis, und mal ist es wirklich Spuk, mal bloß ein Trick. Der Erzählton ist gemächlich, es gibt fast keine Geschichte um die unverbundenen Episoden herum, und am Ende der 1. Staffel bringt sich die Hauptperson in einem Das Ding-Remake um. Das ist ungewöhnlich. (5 DVDs, keine Extras).

Mutant X - die erste Staffel einer Übermenschen-Serie, die weit unter X-Men und knapp links von Smallville rangiert. Genmanipulierte Twens hauen sich mit allerlei High-Tech vom geheimen Stützpunkt aus mit einem fiesen Möpp, der wie Andy Warhol aussieht und für genetische Reinheit über Leichen geht. Viel Brimborium, akzeptable Effekte, viel zu viel Kung Fu, aber manchmal ein bisschen Drama und sogar Humor. Besonderheit: am Ende der ersten Staffel wird der Bösewicht kalt gestellt. (5 DVDs, Outtakes, B-Rolls, Set-Tour).

DIE SCHATZINSEL -

40 Jahre alt ist dieser deutsch/französische TV-Vierteiler, der den Jungen Jim Hawkins auf die viel-verfilmte Suche nach dem Schatz von Käptn Flint schickt. Die 2 DVDs haben wenig Extras, aber ein schönes 16-Seiten-Booklet.

LIEBE

Schatten der Zeit - schwachbrüstiges Melodram, das sich durch ein paar Kinderarbeits-Szenen am Anfang wichtig macht und dafür unverdient gute Kritiken erhielt. Das exotisch indische Stetting hat der deutsche Regisseur Florian Gallenberger recht nett und meistens richtig gefilmt, aber der Schnitt ist furchtbar.

EAT THE RICH

Land of the Dead - ist einerseits ein typischer George A. Romero Zombie-Film mit fröhlich fotografierten Ekeleffekten. Andererseits ist das eine böse Parabel auf die gegenwärtige US-Gesellschaft. Die Zombies sind hier nicht mehr die Bedrohung, die Regierung ist es, die sich in einem Tower (!) einquartiert hat, das Volk hungern lässt und apdiktisch erklärt: "Mit Terroristen wird nicht verhandelt!" Als die Zombies schließlich kommen, retten die Armen ihr Leben, die Reichen ihr Geld... Mit einigen "Making Of"-Features ist die DVD hervorragend ausgestattet. Wir lernen nicht nur Einiges über Zombie-Make-Up, sondern hören auch von Romero: "Hopper hat mir gesagt, er will den Fiesen nicht übertreiben sondern eher anlegen wie Rumsfeld. Das ist es! hab ich ihm gesagt, genau so musst du es machen!" Und Hopper macht´s.

ACTION

Das Ende - Assault on Precinct 13 - dies ist nicht das Original, eigentlich ist es auch kein Remake der hochspannenden Hommage John Carpenters an Rio Bravo, sondern ein unamerikanischer High-Tech-Western. Jean-Francois Richet setzt Ethan Hawke als Sauf-Cop mit Gefechtsneurose in ein Polizeirevier zu Silvester. Morgen soll es geschlossen werden, heute muss es wegen Schneetreibens einen Gefangenentransport über Nacht beherbergen. Mit dabei: Laurence Fishburne als cooler Copkiller. Draussen im Schnee: Gabriel Byrne, der eine hochgerüstete SEK-Truppe das Fort belagern lässt. Mehrmals wechseln die Fronten, jeder misstraut jedem, es hagelt Leichen, aber der gebrochene Held wird wieder ganz und die Staatsmacht ist der letzte Dreck. Mit "Deleted Scenes" und Produktions-Featuretten.

KIDS

Mean Creek - seltsam unentschlossene Geschichte über 6 Jugendliche, die eine Bootspartie unternehmen. Einer von ihnen soll dabei, weil er ein Nerd ist und die anderen schon lange nervt, Opfer eines Streiches werden. Der Nerd stellt sich als ziemlich nett heraus, der Streich wird intern abgesagt - und doch kommt es zu einem Unglück mit tödlichem Ausgang. Die idyllischen Sommerbilder stehen in krassem Gegensatz zur düsteren Story, die kein richtiges Ende enthält und keine Moral, nur ein atmosphärisch dichtes Unbehagen.

GURKEN

Showgirls Special Edition - na schön, der Filmkritiker David Schmader spricht einen wunderbar sarkastischen Off-Kommentar zu Paul Verhoevens dümmstem Film, ansonsten sind die Specials karg ausgefallen: Szenen von den Dreharbeiten, eine B-Rolle und ein paar Interviews mit Stars und Machern aus jener Zeit, als alle noch glaubten, einen wirklich skandalösen Film zu drehen. Ansonsten wirkt das Hupfdohlendrama noch peinlicher, als man es in Erinnerung hatte.

PREISTRÄGER

oscar-collection - zwei "Oscar"-Gewinner auf einer DVD: Ausreisser von Ulrike Grote und Die rote Jacke von Florian Baxmeyer, die 2005 und 2003 den "Studenten-Oscar" als bester ausländischer Film erhielten. Jeweils zwei frühere Kurzfilme der beiden Hamburger, Interviews und Audiokommentare machen die DVD schön voll. Besonders reizvoll: in vielen Filmen treten dieselben Schauspieler auf (Hermann Lause, Catrin Striebeck ...), und die beiden Oscar-Preisträger haben ähnliche Vater-Sohn-Geschichten.