Kurztipps Oktober 2004

MÜTTER

Octane - drollig zusammengeklaute Mischung aus "Near Dark", "Crash" und zwei Dutzend Fernsehspielen: Madeline Stowe will eigentlich nur das aufmüpfige Töchterchen nach Hause fahren. Aber nach einem Streit steigt die Tochter an einer Autobahnraststätte in einen fremden Wohnwagen, weshalb jetzt ein ziemlicher Albtraum für alle Beteiligten beginnt. Das Buch hätte bestenfalls für einen Kurzfilm gereicht, die Lücken werden durch optische Mätzchen und ungewöhnliche Schauplätze gefüllt; wann hat man schon mal einen Showdown gesehen in einem Audio-Testlabor für Sportwagen?

GROSSMÜTTER

Der Appartement-Schreck - wunderbar altmodische Komödie von Danny deVito. Ben Stiller und Drew Barrymore als sympathisches Yuppie-Pärchen wollen eine nervige Oma aus der oberen Maisonette-Wohnung vergraulen, denn Oma guckt die ganze Nacht lautstark TV, braucht Hilfe beim Einkaufen, ruft ständig teure Handwerker, kurz: Oma ist ne echte Landplage. Wie der Kampf "hilflose Seniorin gegen smarte Yuppies" ausgeht, ist keine Frage, aber wie DeVito eine Menge Slapstick, Slowburner und wundersame Ekeleffekte einsetzt, ist bemerkenswert abscheulich. Und Stiller und Barrymore leiden und werden verhauen und verbeult, dass es eine Pracht ist. Mit dem dummen deutschen Titel (O-Titel: Duplex) hatte der Film im Kino leider keine Chance.

SCARY MOVIE

Van Helsing - abgesehen von einschlägigen Parodien - zu denen dieser Film definitiv nicht gehört - hält Stephen Sommers Schauer-Groteske wahrscheinlich den Weltrekord im Filmklau. Dass das Absicht ist, macht er gleich in der ersten Szene klar (in der "Frankenstein" eins zu eins nachgespielt wird, sogar in Schwarzweiß), geht aber bis hin zu beinahe subtilen Filmzitaten wie "If you wanna talk, talk, if you wanna kill, kill!" Kate Beckinsale im engen schwarzen Mieder entwickelt sich langsam zur Gothik-Queen, Hugh Jackman als Van Helsing ist hoffnungslos unterfordert, und Tricks und Tempo sind eine Schau. Ach so, die Story: Van Helsing jagt Drakula.

BÖSE BUBEN

Out of Time - solider Krimi aus Florida, wo Denzel Washington als Polizeichief einfach nur nett sein wollte, und plötzlich liegen die Leichen nur so rum, er ist der Hauptverdächtige, und ausgerechnet seine Ex ermittelt in dem Fall. In seiner Schlichtheit und engen Beschränkung auf das Hauptthema erinnert das an Eastwood-Arbeiten aus den 80ern: nicht berauschend, aber witzig, spannend und halbwegs logisch.

THE GAME

Der Einsatz - nettes "Betrüger betrügen Betrüger"-Spielchen mit einem diabolischen Al Pacino und einem erfrischend naiven Colin Farell: Der eine wirbt den anderen für die CIA, und der weiß von nun an gar nicht mehr, was denn nun echt ist in seinem Leben und was nicht.

WESTERN

Open Range - Kevin Costner reitet noch einmal. Sperriger Senioren-Western mit Rheuma, Revolver und einem großartigen Robert Duvall.

HORROR

Freddy vs. Jason - Himmel noch mal, kann denn die Hölle nicht Ruhe geben? Zwei Serien-Killer schlachten nun einander ab, allerlei Teenager gehen unterwegs zu Bruch, und am Ende winkt schon die Fortsetzung drohend mit der Krallenhand. Herr, nimm Robert Englund zu dir.

CLASSICS

Star Wars - dass die ersten drei Filme jetzt als Box mit 4 DVDs und allem Zick und Zack ins Regal kommen, ist ja schön, vor allem für die Fans. Aber dass es sich bei "Star Wars" um "eines der ganz großen Meisterwerke der Filmgeschichte" handele, wie die Fachzeitschrift "Cinema" delirierte - das nun doch nicht.

WOHNEN

Barcelona für ein Jahr - Amelie goes Europe - aber Audrey Tautou hat nur eine Nebenrolle. Ein Auslands-Semester mit dem "Erasmus"-Stipendien-Programm macht einen jungen Franzosen (Romain Duris) in einer spanischen WG mit internationalen Wohnis zum Mann. Leichtgewichtig und mehrsprachig dahin erzählt, voller witziger Story-Einfälle und etwas überkandidelter Bild-Tricks kommt "Die spanische Herberge" (Originaltitel) daher wie ein WG-Flur im Haus Europa. Man will sofort einziehen. Aber warum redet der deutsche Ton mit französischem Akzent?

LIEBE

Gegen die Wand - herzzerreißend und schnoddrig trifft der Film einen selten getroffenen Ton, wenn er von der unmöglichen Liebe zweier Deutsch-Türken erzählt. Obwohl Hauptdarstellerin Sibel Kelkilli wegen ihrer Porno-Vergangenheit den ganzen Ruhm einsackte, ist vor allem Hauptdarsteller Birol Ünel ein echter Wahnsinniger, ohne den das alles nichts wäre. Auf der DVD gibt's einige Extras, darunter ein drolliges "Making of", gedreht vom Set-Praktikanten, dem einzigen Griechen im Team.

TRICK

Back to Gaya - rein deutsches und komplett computergetrickstes Animations-Abenteuer. Die Macher haben bei Papst Pixar genau hingesehen und spielen jetzt großes Charakter-Kino auf Kasperle-Format nach. Ach, wir sind ungerecht; schlechter als Shrek 2 ist ja gar nicht so übel. Und besser als Jimmy Neutron ist für den Anfang schon genug.

KINO

Die Träumer - Bertoluccis anrührender Versuch, Liebe, Revolution und Kino zusammenzubringen. Während im Paris des Jahres 68 die Revolte ausbricht, zieht sich ein Geschwisterpaar samt Lover in eine Großbürgerwohnung zurück und redet über Mao, Chaplin, Godard und Vietnam. Und versucht die Liebe. Das scheitert ebenso schön wie der Film und hat mit Eva Green eine bemerkenswerte Hauptdarstellerin.

NUDE

Kalender Girls - die Komödie um die Ladies aus Yorkshire, die sich für einen wohltätigen Zweck ausziehen, war einer der Überraschungshits des letzten Jahres. Auf der DVD wird die Geschichte der echten Ladies erzählt, es gibt vier entfallene Szenen und ein kleines Feature über das Fotoshooting. "Ich war damals nicht mal geschminkt", sagt eine der Damen, "die Schauspielerinnen haben ein ganzes Heer von Maskenbildnern". Trotzdem merkt man, dass es - außer Helen Mirren (Bild) - allen Darstellerinnen nicht leicht fiel. Aber wie sagt eine der Schauspielerinnen: "Wenn die das konnten, kann ich das auch."