Kurztipps September 2004
LIEBE
Something's gotta give - die schönste Beziehungskomödie seit "Manhattan", nur lustiger. Nach dem intelligten, sanft feministischen Drehbuch und unter der Regie von Nancy Meyers sieht man Jack Nicholson, Amanda Peet, Frances McDermond und Keanu Reaves über sich hinauswachsen - so spielgelaunt waren die alle selten. Und man sieht die schönste Diane Keaton, die es je gab. Die darf als Autorin ein Theaterstück schreiben, worin der miese Kerl stirbt, der ihr das Herz gebrochen hat. Wie da bei Jack Nicholson langsam ein Licht angeht ... niemand kann den Trottel so spielen wie er.
VERSIEBT
Troja - Heldenkitsch oder: Dumme Männer reden dummes Zeug zu lauter Musik.
Taking Lives - Angela Jolie als unkonventionelle FBI-Profilerin läßt sich von einem Serien-Täter derart aufs Kreuz legen, dass man ihr ständig zurufen möchte "Der da war's!". Aber sie hört nicht auf uns. Dafür hat der Regisseur auch nicht zugehört, als man ihm sagte, dass man für einen guten Krimi eher ein Drehbuch als Philip Glass für die Musik braucht. Ethan Hawke und Kiefer "24" Sutherland geben ihr Bestes, retten den optisch gelackte Psycho-Quark aber ebenso wenig wie Gena Rowlands.
Die purpurnen Flüsse 2 - Die Engel der Apokalypse - dummes, lautes Überwältigungskino ohne Sinn und Verstand. Und mit all den "geheimen Botschaften" der Johannes-Apokalypse kann man inzwischen locker ne ganze Klosterbibliothek füllen. Fällt den Drehbuchautoren seit "Das siebte Zeichen" wirklich nichts anderes ein wenn´s um christlichen Mysthizismus geht?
SHERLOCK HOLMES
Der letzte Vampir - nur Hardcore-Fans kannten bisher die englische TV-Reihe aus den 80ern, in der Jeremy Brett über 10 Jahre hinweg den schnell alternden und dicker werdenden Detektiv gab. Die Stories sind eher lose an Conan Doyles Geschichten angelehnt, die Charakterisierung des Meisterdenkers als zerquälter Rationalist ist dafür ganz nah am Original. Polyband bringt erstmals 5 lange Holmes-Filme Bretts als "Die größten Fälle des grossen Detektivs" einzeln heraus, mit leider nur wenigen Extras. Bei Der letzte Vampir (von 1992) immerhin gibt es einen Audiokommentar von einem deutschen Holmes-Biografen und einer Produktions-Praktikantin, die nette Dönekes vom Dreh beisteuert. Etwa dass man Fledermäuse von Flughunden doublen lässt und mit Bananen dressiert.
MUSIK
RAUSCH
Haschisch - Dokumentation über die Kif-Bauern im Rif-Gebirgsland Marokkos. In dieser armen Gegend darf man gutes Gras nur für den Eigenbedarf anbauen. Trotzdem stammt ein Großteil des Angebots auf dem europäischen Markt von hier. Herausgeschmuggelt, wie die 20 Stunden Material, aus denen Gräbner 80 Minuten Film montierte. Trotzdem gibt es nur 4 kleine, unwichtige Deleted Scenes auf der DVD und einen Audiokommentar Gräbners und seines Ton-Mannes.
KRAWALL
Welcome to the Jungle - nett altmodisch-ironische Action-Komödie, in der "The Rock" das Haudrauf-Zepter in einer Cameo-Szene von Arnold Schwarzenegger übernimmt. Albern, aber ein ordentlicher Ansatz, um den Ex-Wrestler vom Ausstattungs-Merkmal zum richtigen Schauspieler zu machen. Den anderen neuen Muskelmann Vin Diesel macht er jedenfalls mit einem Schulterzucken hin.
GESCHICHTE
Das Heimweh des Walerjan Wrobel - Der über 10 Jahre alte Film von Rolf Schübel hat schon lange seine Meriten (u.a. einen Bundesfilmpreis), die DVD hat nun dazu ein grosses pädagogisches Medienpaket mit Offline-Internet-Seiten, Unterrichtsplänen, Gerichtsprotokollen, Bildern, Film-Clips, Audio-Tracks und so weiter. Es geht um einen jugendlichen polnischen Zwangsarbeiter, der 1942 in Deutschland aus ausweglosem Heimweh heraus eine Scheune ansteckt und dafür zum Tode verurteilt wird. Die Ausstattung als "DVD educativ" macht diese Ausgabe zum Referenzmuster: so lehrreich umfassend kann man Neuausgaben gestalten.
|