Kurztipps März 2004
JUGEND
L.I.E. - Ein bißchen Leben, Lieben und Sterben am Rande der New Yorker Vorortautobahn. Schön gespieltes Jugend-Drama mit ebenso ernsten wie vorsichtigen Kontakten zur Homosexualität. Wegen eines wirklich netten alten Pädophilen durften Amerikaner erst ab 17 zugucken, obwohl gar nicht sehen ist. Aber viel zu fühlen. Extras: Audiokommentare (DVD)
BOMBAST
Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen - die Story ist ungewöhnlich düftig (Helden jagen Superschurken), das Design ist groß, und die Effekte knallen und zischen exorbitant. Und in zig DVD-Versionen und -Editionen wimmelt es von Extra-Material, das glatt noch mal so bunt und lang ist wie der Hauptfilm. (DVD)
COPS
Dark Blue - der finsterste Film, der je über das L.A.P.D. gedreht wurde. Kein Wunder, das Buch stammt von James Ellroy, dem Mann, der am meisten über die Polizei von Los Angeles weiß - und auch darüber redet. Die Rodney King-Aufstände bilden den Hintergrund der Story, in der Kurt Russell als fieser Cop genau das ist, was die schwarze Bevölkerung über ihre Cops denkt. Aus einem brutalen Laden-Überfall wird eine Lawine, die das weiße politische Establishment der Polizei unter sich begräbt; und die halbe Stadt gleich mit sich. Ving Rhames gibt den stahlharten "guten Cop", Michael Michele seine nicht minder harte Assistentin. Inszeniert hat das Ron Shelton, der sonst nur lustige Sportfilme dreht, hier aber sein Herzblut einbrachte und auf jeden komödiantischen Unterton verzichtete. (DVD)
7 1/2
Adaption - die besten Drehbücher schreibt im Moment Charlie Kaufman. Zuletzt hat er in Confessions gezeigt, wie man an eine eigentlich unlösbare Aufgabe herangeht. Hier ist er selbst das Thema: Charlie Kaufman soll das Buch einer Reporterin des Intellellen-Blattes "The New Yorker" in ein Drehbuch verwandeln. Leider handelt das Buch nur von Blumen. Wie kriegt man da Spannung rein? - In dem man Charlie Kaufman dabei zusieht, wie er da Spannung reinbringt. Er arbeitet mit allen Drehbuchtricks - und fährt sie wundervoll gegen die Wand. Nicholas Cage spielt diesen dicklichen Neurotiker, Meryl Streep die "New Yorker"-Reporterin, und beide waren lange schon nicht mehr so gut. (DVD)
CRIME
The Collector - kanadisches Debüt, in dem eine Roman-Serien-Kommissarin einen Serienkiller jagt. Schauder-Horror und Krimi-Spannung verblassen hinter der Normalität, mit der die Heldin Streuner und Stricher bei sich übernachten lässt. Die "deleted scenes" enthalten mehr davon und sind seltsamer Weise komplett in Dolby-Qualität synchronisiert. (DVD, div. Extras)
Femme Fatale - manche Szenen sind was fürs Lehrbuch, DePalmas Vorliebe für lange Kamerafahrten sind meistens erträglich. Aber das Drehbuch ist es nicht. Im verzweifelten Verlangen, wieder einmal Klein-Hitchcock zu sein, ist dies das dümmste Drehbuch seit "Plan 9 aus dem Weltraum". (DVD)
PUBERTIEREN
Alle lieben Oscar - Ein bißchen Reifeprüfung mit Voltaire-Zitaten statt Simon & Garfunkel-Musik, ein bißchen keusches Herzflimmern, ein bißchen Oberklassen-Americana: ein 16-jähriger verliebt sich in Stiefmutter Sigourney Weaver, versackt in ihrer besten Freundin und geht dann doch ins Internat zurück, um Vater John Ritter nicht im Weg zu sein. Hach. (DVD)
Fickende Fische - die erste Liebe ist die härteste. Aus einer ziemlich problemüberladenen Liebesgeschichte - der Knabe hat AIDS, das Mädel keine Mutter - machen die charmanten Hauptdarsteller Timo Mewes und Sophie Rogall das Beste. Den Rest versieben eine unentschlossene Regie und eine Kamera im Dauer-Wackelzustand. (DVD, Extras)
STAR TREK
DS9 - Season 7 - manchmal benehmen sich die Autoren geradezu frivol, was die heiligen Gesetze der Föderation angeht (Sektion 31 - die Föderationb hat ihre eigene Gestapo, von der sie angeblich gar nichts weiß!). Ben Sisko wird als Mohammed zu den Propheten gerufen, Cardassia liegt in Trümmern, bei den Ferengi gibt's plötzlich Sozialprogramme, die Gründer verlieren alles, Doktor Bashir kriegt endlich eine Frau, Odo seinen " great link" und Colonel Kira übernimmt die Station. So viel Abschied war selten am Ende einer Trek-Serie, so viel Mut zur Traurigkeit ebenfalls. (7 DVD, viele Extras)
SHOWTIME
Geständnisse - Confessions of a dangerous Mind - George Clooneys Regiedebut ist kein runder Film - aber einer, den man sich sofort noch einmal ansehen möchte. Die Hälfte der überbordenden optischen Tricks, Theatereffekte, Gags und Gimmicks, der raffinierten Schnitte und Überblendungen geht glatt an einem vorbei. Weshalb der Film auch nie seinen Rhythmus, wohl aber seine Stimmung findet und ein bißchen so aussieht, als sei er von den Coen-Brüdern - für die Clooney ja mal gespielt hat. Die authentische Geschichte eines amerikanischen TV-Moderators, der in seinen Memoiren behauptete, als CIA-Killer 33 Menschen ermordet zu haben, wird hier zur Reise in den Verstand, unentscheidbar, was wahr und was falsch ist. In ausführlichen Extras kriegen wir eine Menge leider geschnittener Szenen zu sehen, George Clooney erzählt, wie er zur Regie kam (nämlich eigentlich unwillig), und Sam Rockwell, der Hauptdarsteller, ist selbst in den Probeaufnahmen überwältigend gut. (Doppel-DVD)
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