Kurztipps Januar 2004

MUSIK

Fame - Alan Parkers Beobachtungen zur Kunstausbildung sind vor allem ein Lehrstück darüber, wie man einen Film schneidet, beim dem Bild und Tonspur ständig aneinander vorbei laufen. Der Dolby-Ton ist nicht besonders gut, dafür gibt's schöne Specials: Einen Regiekommentar von Parker, Interviews mit den Schauspielern und ein Portrait der echten "Fame"-Schule in New York. (DVD)

HORROR

Dreamcatcher - Schrecklich, wie eine renommierte Crew (Regie: Lawrence Kasdan, Drehbuch: William Goldman, Roman: Stephen King) so scheitern konnte. Der gelungene Teil sieht aus wie "Es" im Winter, der grausame wie "Tommyknockers" im Privatfernsehen. Ergreifend arbeitet eine Männertruppe Jugend-Traumata aneinander ab (unser Schwächling damals ist unsere Rettung jetzt), komplett bescheuert verballert Morgan Freeman als Alien-Jäger im Pensionierungs-Stress das Kammerspiel zum Critters-7-Spektakel. (DVD / Video)

Dark Water - die japanischen Erfinder von "The Ring" entdecken das schleichende Grauen von Wasserflecken an der Zimmerdecke. Dahinter lauert seit Jahren ein unglücklich im Wassertank auf dem Dach ersoffenes Schulmädchen, darin verschwindet, aufopferungsvoll, die allein erziehende Mutter eines Schulmädches heute ... vermutlich der Film mit den meisten Regen-Szenen der Saison. Nichtig richtig rund, aber ziemlich verstörend. (DVD)

DROGEN

Extreme Rage - sieht aus wie die B-Rolle von "Traffic". Jedenfalls in der Farbgebung hat Regisseur F. Gary Gray (Set it off) ziemlich genau beim Original hingeguckt und eine ähnliche Stimmung zu erzeugen versucht: Die bösen Drogenbarone sind überall. Leider hat er nicht das Drehbuch dazu (meistens wird geballert und geprügelt) und schon gar nicht die Schauspieler - Vin Diesel ist und bleibt eine ausdruckslose Pfeife, gegen die van Damme geradezu De Niro ist. (Video & DVD)

HELDEN

X-Men 2 - es sei viel einfacher, einen 2. Teil zu drehen, tönt Regisseur Bryan Singer auf der Zusatz-DVD über sein krawalliges Sequel. Den Beweis ist er schuldig geblieben, denn Teil 2 ist vor allem brutaler als sein Vorgänger, die Handlung ähnelt mehr einem Computerspiel, und die Schauspieler liefern bestenfalls routiniert ihren Text ab. (2 DVD)

Born 2 Die - die üblichen drei "B"s jeder Joel Silver-Produktion: Busen, Blechschäden und Bekloppte. Fast den ganzen Film über läßt Jet Li bei den Kloppereien eine Hand in der Hosentasche - und demonstriert damit sehr schön seine Verachtung für diesen lauten Hollywood-Krawall, der meilenweit von aller Eleganz des Hongkong-Kinos entfernt ist und sich nur ungeklenk der asiatischen Stilmittel bedient. Es geht um Diamanten, Plutonium, die Weltherrschaft - das übliche Zeug. (Video)

KUNSCHT

Ginostra - für die Geschichte eines Sizilianer-Jungen, der Harvey Keitel alles über die örtliche Cosa Nostra erzählen soll, hat Manuel Pradal wirklich schöne Bilder gefunden - Sizilien wie es stirbt und kracht. Leider hat er darüber vergessen, ein Drehbuch schreiben zu lassen, weshalb sich diese 133 Minuten-Abfolge erlesener Blicke und schöner Landschaften doch sehr hinzieht. (DVD)

MÄRCHEN

Was Mädchen wollen - vor allem einen Papa. Süßlich-charmante Komödie um ein US-Girl, das endlich den Vater kennenlernen möchte. Der ist Lord in England und kandidiert grad fürs Unterhaus, wo eine freche Tochter aus den USA eher im Weg steht. Das happy end ist trotzdem unaufhaltsam, und bis dahin werden brav alle Klischees der "Reich sein macht glücklich"-Comedy durchgeackert. (Video)