Enthüllungen Zwischen Boot Camp und Sekte Im Luxushotel gibt es Drogen, Prostituierte und Rührei aus dem Tetra Pak - ein Erfahrungsbericht Eines der bekanntesten Hotels ist wohl das Overlook-Hotel aus dem Horrorfilm The Shining. Das ist allerdings nicht mal annähernd so gruselig wie das Hotel aus Stefanie Hirsbrunners Erfahrungsbericht Hotel fünf Sterne. Um welches Hotel genau es sich handelt, erfährt der Leser leider nicht, persönlichkeitsrechtliche Gründe verbieten eine allzu genaue Benennung von Orten oder Personen. Die Autorin erzählt von ihren vier Jahren in dem renommierten Luxushotel. Sie beginnt mit ihrem einjährigen Praktikum, aus dem heraus sie für eine dreijährige Ausbildung übernommen wird. Hört sich toll an, ist aber ein Alptraum. Kaum ein Tag vergeht, an dem sie nicht an ihre Grenzen stößt: Gäste geben ihre Schuhe zum Saubermachen ab, haben sie aber zuvor mit eigenen Körperausscheidungen "verziert", die weiblichen Auszubildenden werden regelmäßig von Nackten in ihren Zimmern empfangen, nachdem sie etwas bestellt haben, Zwölfstundenschichten sind normal, die Hierarchien seit Jahrzehnten gefestigt und die Ausbilder gnadenlos. Die Gäste dürfen sich alles erlauben, schließlich bezahlen sie dafür gutes Geld. Daraus entwickelt sich eine ganz eigene Infrastruktur. Angestellte werden zu beliebten Dealern, Rezeptionisten zu Zuhältern. Das gehört dazu, wenn ein Luxushotel seine Gäste behalten will. Stefanie Hirsbrunners Buch ist eine Aneinanderreihung von ungeheuren Geschichten, die man an mancher Stelle nicht so wirklich glauben kann. Irgendwo zwischen RTL 2 und N24-Reportage arbeitet sie sich durch ihre Ausbildung in dem anonymen Luxushotel. Aufhören zu lesen kann man allerdings auch nicht, dazu ist es zu flott geschrieben Am Ende beschreibt sie das Hotel als Sinnbild für die Gesellschaft, an dem man ablesen kann, wohin es führt, wenn Menschen zu viel Geld haben. Sacha Brohm
Stefanie Hirsbrunner: Hotel fünf Sterne. Reichtum, Macht und die Leiden einer jungen Angestellten. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2013, 223 S., 19,99
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